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1. »Ihre Exzellenz Katherina Reiche«
Da will man einmal ein schönes Wochenende in Tirol verbringen – und hat hinterher nichts als Ärger. Wir wissen es nicht, aber so oder so ähnlich könnte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche heute über ihren Besuch des »Moving Mountains«-Gipfel in Seefeld denken.
Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass Reiche an einem illustren Treffen teilgenommen hatte, bei dem neben Ministern verschiedener Länder und arabischer Royals auch milliardenschwere Investoren unter den Gästen waren (hier mehr ). Organisiert hatte das Treffen unter anderem ausgerechnet Reiches Lebensgefährte, der frühere Bundeswirtschafts- und -verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. War Reiche nur da, weil KT sie irgendwann mal morgens beim Frühstücksei gefragt hatte, ob sie Lust habe, ihn zu begleiten? Als +1 des Organisators? Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) schien das so zu sehen, es erklärte, Reiche sei privat und »nicht als Bundesministerin bei der Veranstaltung« gewesen.
Blöd nur, dass meine Kollegen Markus Becker, Sven Becker, Sven Röbel und Timo Schober nun auf eine Broschüre gestoßen sind, die etwas anderes nahelegt. Denn darin wird »Ihre Exzellenz Katherina Reiche« als »Bundesministerin für Wirtschaft und Energie« vorgestellt, gefolgt von einem kurzen Lebenslauf mit ihren Stationen in Politik und Privatwirtschaft. Klingt nicht nach Begleitung von zu Guttenberg.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Reiche-Ministerium mauert bei Fragen nach VIP-Gipfel in Tirol
2. Veröffentlichung mit Spin
Das US-Justizministerium hat einen weiteren Datensatz der Akten über den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein online gestellt. Tausende zusätzliche Dokumente sind seit heute auf der Website des Ministeriums abrufbar, darunter Hunderte Video- und Audioaufnahmen sowie Gerichtsakten. Wieso die Akten erst nach und nach freigegeben werden, hat meine Kollegin Julia Amalia Heyer hier analysiert.
Die neueste Veröffentlichung umfasst offenbar auch mehrere Überwachungsaufnahmen, die angeblich aus der Gefängniszelle stammen, in der Epstein im August 2019 tot aufgefunden wurde. Nach offiziellen Angaben beging er Suizid.
Das US-Justizministerium will dem Datensatz schon direkt einen Spin geben: »Einige dieser Dokumente enthalten unwahre und sensationshungrige Behauptungen über Präsident Trump, die kurz vor der Wahl 2020 beim FBI eingereicht wurden«, erklärte das Ministerium auf X. »Wenn sie auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit hätten, wären sie sicherlich bereits gegen Präsident Trump als Waffe eingesetzt worden.« Worauf sich diese Aussage bezieht, ist unklar.
Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Auslandsressort werden es hoffentlich bald rausfinden. Sie durchforsten die Datensätze schon seit Freitag unter Hochdruck nach neuen Informationen und Hinweisen. Sie werden sicher bald auf SPIEGEL.de lesen, was sie herausgefunden haben.
Lesen Sie hier die ganze Analyse: Tausende weitere Epstein-Dokumente veröffentlicht
3. Eine Sekte auf dem Christkindlmarkt
Eine »urchristliche« Sekte verkauft auf Weihnachtsmärkten in Hamburg und München vegane Produkte der Marke »Lebe Gesund«. Das klingt nett und harmlos, doch dahinter steckt eine höchst umstrittene Gemeinschaft, das »Universelle Leben« (UL) aus der Nähe von Würzburg. Entstanden in den Siebzigerjahren, hat es sich auch über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet. Noch in den Nullerjahren wurde seine Einordnung als »totalitäre Sekte« von bayerischen Gerichten nicht beanstandet. Die Anhänger glauben an die Bergpredigt ebenso wie an Wiedergeburt. Über Meditationskurse soll eine »Umprogrammierung der Gehirnzellen« initiiert werden, um die Gläubigen von Leid und Schmerz zu befreien.
Meine Kollegin Annette Langer hat im Umfeld der Gruppe recherchiert und mit Aussteigern gesprochen. Die berichten ihr von einem geschlossenen System, in dem die quasi-absolutistisch regierende »Prophetin« Gabriele Wittek Druck auf Mitglieder ausgeübt habe. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2024 sei »Gabys« Wort Gesetz gewesen; Zweifler und Kritiker seien gemobbt und zum Austritt gedrängt worden.
Solange das UL alle Auflagen der Weihnachtsmarktveranstalter erfüllt und an den Ständen nicht missioniert, können Veranstalter die Gruppe nicht ablehnen. Deshalb seien die Besucherinnen und Besucher gefragt, findet Annette: »Wer kritisch auf Sekten blickt, die von einer angeblichen Heilsfigur quasi-autokratisch geführt werden, sollte darauf verzichten, Produkte zu kaufen, mit denen solche Gruppierungen Geld verdienen.«
Lesen Sie hier die Recherche: Lebkuchen aus dem Reich der Prophetin »Gaby«
Was heute sonst noch wichtig ist
NRW-Innenminister Reul würde CDU bei Zusammenarbeit mit der AfD sofort verlassen: »Da kann es nur ein Dagegen geben«: Herbert Reul, CDU-Innenminister von Nordrhein-Westfalen, erteilt einer Kooperation mit der AfD eine klare Absage. Und kündigt für den Fall persönliche Konsequenzen an.
Ex-Soldat wegen Vergewaltigung zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt: Das Landgericht Hof hat einen ehemaligen Bundeswehrsoldaten wegen Vergewaltigung und einer ganzen Reihe weiterer Taten verurteilt. Von anderen Vorwürfen wurde der 30-Jährige freigesprochen.
Tote und Verletzte nach russischem Großangriff: Mehr als 30 Raketen und 650 Drohnen: Russland hat die Ukraine erneut mit massiven Luftangriffen überzogen. Präsident Selenskyj kritisiert den Zeitpunkt der Attacke, denn gleichzeitig gibt es offenbar Verhandlungsfortschritte.
TÜV Süd warnt vor Autolicht-Automatik: Bei schlechter Sicht ist das Fahren mit Abblendlicht Pflicht. Viele Autos haben dafür eine Automatikfunktion. Der TÜV Süd rät nun, die Technik bei bestimmtem Wetter nicht zu verwenden. Und weist auf Gefahren hin.
Mein Lieblingsüberblick heute: Wer profitiert und wer mehr bezahlen muss
Passanten in Berlin: Zahlreiche Neuerungen
Foto: Jochen Tack / picture allianceDas neue Jahr bringt so einige Veränderungen mit sich. Einiges wird teurer (Deutschlandticket, Krankenkassen-Zusatzbeiträge), gleichzeitig steigen etwa der Mindestlohn, der Steuerfreibetrag und die Rente.
Hier finden Sie die wichtigsten Anpassungen: Von Rente bis Deutschlandticket – das ändert sich 2026 für Sie
Was heute weniger wichtig ist
Barry Manilow bei einem Konzert im Juli 2025
Foto:Mat Hayward / Getty Images
Glück im Unglück: Der Sänger Barry Manilow, 82, ist an Lungenkrebs erkrankt. Bei einer MRT-Untersuchung sei zufällig eine »krebsartige Stelle« entdeckt worden, schrieb er bei Instagram. »Es war reines Glück (und ein großartiger Arzt), dass es so früh entdeckt wurde.« Es sei eine Operation geplant, aber »keine Chemotherapie, keine Bestrahlung«. Stattdessen benötige er etwas anderes: »nur Hühnersuppe und Wiederholungen von ›I Love Lucy‹«, einer US-Sitcom aus den Fünfzigerjahren.
Aufsteller eines Restaurants in Hünfeld (Hessen)
Tesla stellt seinen Roboter Optimus vor: »Wenn er die Wäsche fertig hat, geht immer der rechte Arm hoch.« Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.
Miriam Wurster / DER SPIEGEL
»Tatsächlich... Liebe«: Wohliges Happy-End-Feuerwerk
Foto: Mary Evans Picture Library / Ronald Grant / IMAGOWerden Sie hoffentlich Geschenke auspacken, gut essen, wenig streiten. Irgendwann ist dann vielleicht Zeit, sich auf die Couch zu legen und sich einfach berieseln zu lassen. Die Filmklassiker, die viele Leute jedes Jahr in der Weihnachtszeit schauen, kennen Sie wahrscheinlich selbst (falls nicht, hier mehr dazu). Sie könnten aber auch eine der besten Serien des Jahres 2025 schauen, die mein Kollege Oliver Kaever aus dem Kulturressort gekürt hat. Er empfiehlt zum Beispiel die Serie »Platonic« mit Seth Rogen auf Apple TV. Eine typische Mittelstandskomödie, könnte man denken. Ist es aber nicht, schreibt Oliver: »Die Serie bedient sich eines wütenden Humors, der die bleichen Knochen der Verhältnisse klappern lässt, anstatt sie mit schicken Gag-Gewändern zu kostümieren.« An mir ist »Platonic« bislang vorbeigegangen, dabei gibt es schon zwei Staffeln. Mal sehen, ob ich bis Neujahr durch bin.
Ich wünsche Ihnen erholsame Feiertage. Herzlich
Ihre Laura Backes, Autorin

vor 3 Stunden
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