Ukrainische Drohnen haben offenbar einen weiteren leeren Öltanker der russischen Schattenflotte attackiert. Erstmals fand ein solcher Angriff im Mittelmeer statt.
19. Dezember 2025, 15:04 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, ale
Die Ukraine hat laut Berichten ukrainischer Medien und der Nachrichtenagentur AFP einen weiteren Öltanker der sogenannten russischen Schattenflotte mit Drohnen attackiert. Zum ersten Mal fand ein solcher Angriff nach ähnlichen Attacken an der Schwarzmeerküste im Mittelmeer statt, berichteten der Kyiv Independent, die Ukrajinska Prawda und das Nachrichtenportal RBK Ukrajina unter Berufung auf Kreise des Inlandsgeheimdiensts SBU.
Es habe sich um einen "neuen, beispiellosen Spezialeinsatz" gehandelt, sagte ein SBU-Vertreter der Agentur AFP. Der Tanker Qendil habe "schwere Schäden erlitten" und könne "nicht mehr für seinen vorgesehenen Zweck eingesetzt werden". Das Schiff sei zum Zeitpunkt des Angriffs nicht beladen gewesen, sodass keine Gefahr für die Umwelt entstanden sei. Das Schiff sei dafür eingesetzt worden, westliche Sanktionen zu umgehen und russisches Öl zu exportieren, was es zu einem "absolut legitimen Ziel" mache.
Ukrainische Medien veröffentlichten unter Berufung auf den SBU ein Schwarz-weiß-Video, das offenbar von Drohnen im Anflug auf das Schiff aufgenommen wurde und früheren Aufnahmen von Drohnenangriffen ähnelt. Darauf ist eine kleine Explosion auf dem Oberdeck des Schiffs zu sehen. Heranfliegende Drohnen sind hingegen nicht klar erkennbar. Einen eindeutigen Beleg für die vom SBU genannten "schweren Schäden" zeigt das Video ebenfalls nicht.
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Auf der EU-Sanktionsliste stehen mehr als 400 Schiffe, die zur russischen Schattenflotte gehören. Dabei handelt es sich um meist veraltete und unter fremder Flagge fahrende Tanker, mit denen Russland das Ölembargo umgeht. Die Größe der Flotte wird auf bis zu 1.000 Schiffe geschätzt. Die Ukraine hat zuletzt mehrere russische Öltanker an der Südküste des Schwarzen Meeres angegriffen.
Schiff soll offenbar russisches Ölterminal ansteuern
Das Schiff Qendil fährt nach Angaben der Schiffsortungsdienste Vesselfinder und Marinetraffic unter der Flagge des Oman. Demnach soll es sich derzeit südwestlich der Südküste Kretas befinden und somit in knapp 1.500 Kilometern Entfernung von ukrainisch kontrolliertem Gebiet. Ukrainische Medien berichteten hingegen unter Verweis auf den SBU, dass sich der Angriff in 2.000 Kilometern Entfernung von der Ukraine ereignet haben soll.
Vesselfinder zufolge soll das Schiff am Sonntag im türkischen Aliağa eintreffen, wo es einen Ölhafen gibt. Laut Marinetraffic soll die Qendil hingegen auf dem Weg nach Ust-Luga in der russischen Region Leningrad sein, wo das Schiff am 1. Januar ankommen solle.
Dort befindet sich eines der wichtigsten russischen Ölterminals für den Export des Rohstoffs übers Meer. Der Terminal Ust-Luga ist bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe gewesen. Russland oder die Ukraine äußerten sich zunächst nicht offiziell zu dem Angriff oder weiteren Details zum Schiff.

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