Kanzler Friedrich Merz schickt seinen Ukraine-Unterhändler zu den Ukraine-Gesprächen. Polen und die Ukraine betonen Einigkeit bei Besuch. Das Liveblog.
Aktualisiert am 19. Dezember 2025, 14:20 Uhr

Selenskyj warnt in Polen vor russischem Angriff
Bei seinem Besuch in Polen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davor gewarnt, dass Russlands Militär sich nach einem Sieg über die Ukraine in Richtung des polnischen Staatsgebiets wenden könnte. "Ohne unsere Unabhängigkeit wird Moskau unweigerlich nach Polen und tiefer nach Europa vordringen", sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Warschau mit seinem polnischen Kollegen Karol Nawrocki.
Umso wichtiger sei deshalb die Einigkeit zwischen Polen und der Ukraine. Die beiden Länder müssten zusammenstehen, sagte Selenskyj. Das EU- und Nato-Mitgliedsland Polen hat Grenzen zur Ukraine, zu Russlands Verbündetem Belarus sowie zur russischen Exklave Kaliningrad und ist ein wichtiger Unterstützer der angegriffenen Ukraine.

Merz schickt Unterhändler nach Florida zu US-Russland-Gesprächen
Günter Sautter, Ukraine-Unterhändler von Kanzler Friedrich Merz, soll ebenfalls zu den angekündigten Gesprächen zwischen Russland und den USA reisen. Unter Berufung auf Regierungskreise berichtet die Nachrichtenagentur dpa, dass allerdings nicht klar sei, ob und wie Sautter an den Gesprächen in Miami teilnehmen wird.
Sautter bereitete die Verhandlungen zwischen Europäern, den USA und der Ukraine in Berlin vor und gestaltete diese mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gab bereits bekannt, dass auch eine Delegation ukrainischer Unterhändler auf dem Weg in die USA sei. Dort sind Gespräche mit den US-Vertretern geplant.

Polens Ministerpräsident Tusk enttäuscht über EU-Kredit für Ukraine
Polens Premierminister Donald Tusk hat sich nicht besonders zufrieden mit dem Ergebnis der EU-Verhandlungen zur weiteren Finanzierung der Ukrainehilfen gezeigt. Es sei jedoch besser, "ein Stück von etwas zu haben als gar nichts", sagte Tusk.
Polen hatte sich wie auch Deutschland dafür ausgesprochen, die in der EU eingefrorenen russischen Vermögenswerte in Höhe von über 200 Milliarden Euro für die finanzielle Unterstützung der Ukraine zu nutzen. "Wir stehen vor einer einfachen Frage. Geld heute oder Blut morgen. Und ich spreche nicht nur von der Ukraine, ich spreche von Europa!", hatte Tusk zur Eröffnung des Ukraine-Gipfels in Brüssel gesagt.

Nawrocki und Selenskyj betonen in Polen Einigkeit
In Warschau haben sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Präsident Karol Nawrocki getroffen. Bei dem Gespräch betonten die beiden Staatschefs die Einigkeit ihrer beiden Länder in "strategisch wichtigen Punkten". Diese Einigkeit sei nie bezweifelt worden. Der Besuch Selenskyjs sei eine "schlechte Nachricht für Russland", sagte Nawrocki. Dafür stünde auch der Austausch von militärischem Gerät, wie etwa dem von polnischen MIG-29-Kampfjets gegen ukrainische Drohnentechnologie. Auch Selenskyj betonte bei der Pressekonferenz, die beiden Länder könnten sich gegenseitig militärisch unterstützen.
Er habe Selenskyj jedoch auch darauf hingewiesen, dass in Polen der Eindruck entstanden sei, die polnischen Hilfsbemühungen würden nicht ausreichend wertgeschätzt, sagte Nawrocki. Polen hatte unter anderem mehrere Hunderttausend Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, deren Aufenthaltsbedingungen im September jedoch verschärft. Selenskyj lud den polnischen Präsidenten wiederum zu einem Besuch in der Ukraine ein. Zudem könnten sich polnische Unternehmen zu gegebener Zeit am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen, sagte Selenskyj. Das polnisch-ukrainische Band müsse angesichts des fortschreitenden russischen Krieges standhaft bleiben, fügte er hinzu.

Slowakei lehnt militärische Finanzierung der Ukraine ab
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat sich gegen weitere militärische Finanzierung für die Ukraine ausgesprochen. Man glaube nicht an eine militärische Lösung des Krieges, sagte Fico in Brüssel. "Die Slowakei wird sich an keinem Militärkredit für die Ukraine beteiligen." Wie zuvor Tschechien und Ungarn sagte Fico im Namen der Slowakei, den geplanten EU-Kredit für die Ukraine nicht mitfinanzieren zu wollen.

Putin dämpft Hoffnung auf Frieden in der Ukraine
Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei seiner Jahrespressekonferenz die Erwartungen an einen möglichen Frieden in der Ukraine gedämpft. Er werde an seinen Bedingungen für ein Kriegsende festhalten, sagte Putin in der TV-Sendung Direkter Draht.
"Wir sind bereit, diesen Konflikt friedlich zu beenden, auf der Grundlage der Prinzipien, die ich im vergangenen Juni im russischen Außenministerium dargelegt habe", sagte Putin und bezog sich damit auf seine Rede im Juni 2024, als er gefordert hatte, die Ukraine solle sich aus allen von Russland annektierten Gebieten zurückziehen. Diese Forderung geht deutlich über die Gebietsabtretungen hinaus, die aktuell im Rahmen eines möglichen Friedenshandels diskutiert werden.
Putin sieht die Ukraine und Europa am Zug für einen Frieden. In seiner Jahrespressekonferenz, die er traditionell als eine Art Bürgersprechstunde nutzt, gab sich der russische Präsident siegessicher. "Unsere Truppen rücken entlang der gesamten Kontaktlinie vor", sagte Putin zur Lage an der Front. Den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bezeichnete er als "talentierten Künstler".
Lesen Sie hier alles über die Jahrespressekonferenz von Wladimir Putin:
Ukraine erobert Gebiet bei Pokrowsk zurück
Die ukrainische Armee ist nördlich von Pokrowsk in den Ort Satyschok vorgerückt. Das meldet das Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Lagebild. Demnach sind die ukrainischen Einheiten bis ins Zentrum von Satyschok vorgestoßen.
In der Region Saporischschja sind russische Truppen im Osten der Stadt Huljajpole vorgestoßen. Den ISW-Angaben zufolge sind sie entlang einer Hauptstraße in Richtung Stadtzentrum vorgerückt. Auch nördlich der Stadt haben russische Truppen Gelände eingenommen.
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Kann der EU-Kompromiss etwas bewegen?
Die eingefrorenen russischen Vermögen bleiben erst mal unangetastet. Das ist eine der Geschichten des spannungsgeladenen EU-Gipfels. Die andere: Die Ukraine bekommt einen 90-Milliarden-Kredit von Europa, um die nächsten zwei Jahre finanziell abzusichern.
Aber reicht dieses Signal aus Brüssel aus, um Putin und Trump zu beeindrucken? Lesen Sie, wie Ulrich Ladurner den EU-Gipfel kommentiert und Europas globale Rolle einordnet:

US-Präsident Trump macht Druck auf die Ukraine
Donald Trump hat die Ukraine zu mehr Tempo in den Verhandlungen für ein mögliches Kriegsende gedrängt. Die Verhandler kämen "der Sache näher, aber ich hoffe, die Ukraine bewegt sich schnell", sagte Trump im Weißen Haus. "Ich hoffe, die Ukraine bewegt sich schnell, weil Russland da ist", fügte er hinzu. "Jedes Mal, wenn sie sich zu viel Zeit lassen, ändert Russland seine Meinung."
Am Wochenende sind in Florida Gespräche des US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner mit dem ukrainischen Chefunterhändler Rustem Umerow geplant, wie ein Vertreter des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Witkoff und Kushner werden nach Angaben des US-Beamten am Wochenende zudem russische Vertreter in Miami treffen.

Selenskyj dankt EU für finanzielle Unterstützung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den 90-Milliarden-Kredit der EU als große Unterstützung gelobt. "Das ist eine bedeutende Unterstützung, die unsere Widerstandsfähigkeit wirklich stärkt", schrieb Selenskyj auf X.
Es sei wichtig, dass die russischen Vermögenswerte eingefroren blieben und dass die Ukraine eine finanzielle Sicherheitsgarantie für die kommenden Jahre bekommen habe, fügte er hinzu.
Russland begrüßt Verzicht der EU auf Nutzung eingefrorener Gelder
Russland hat den von der EU gefundenen Kompromiss zur Finanzierung der Ukraine begrüßt. "Recht und Vernunft haben gesiegt", sagte Kirill Dmitriew, Sondergesandter des russischen Präsidenten Wladimir Putin für Investitionen und Zusammenarbeit, auf X.
Dmitriew schrieb mit Blick auf Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von einem "schweren Schlag für die EU-Kriegstreiber unter der Führung der gescheiterten Ursula". Die Stimmen der Vernunft in der EU hätten die "illegale Verwendung russischer Reserven zur Finanzierung der Ukraine verhindert".
Macron hält direkte Gespräche mit Putin für sinnvoll
Nach der Einigung der EU-Staats- und Regierungschefs auf eine weitere Unterstützung der Ukraine mit 90 Milliarden Euro hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für Gespräche mit Russlands Machthaber geworben. Es sei wieder "sinnvoll", mit Wladimir Putin zu sprechen, sagte Macron. Es sei "nicht optimal", wenn nicht direkt mit Russland verhandelt werde.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und US-Präsident Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner hatten zuletzt Gespräche mit Vertretern Russlands auf der einen Seite sowie mit Vertretern der Europäer und der Ukraine geführt.
EU sichert der Ukraine finanzielle Unterstützung für 2026 und 2027 zu
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder haben sich im Ringen um die künftige Finanzierung der Ukraine auf einen Kompromiss verständigt. Wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach dem europäischen Gipfel in Brüssel ankündigte, erhält die Ukraine von der EU einen zinslosen Kredit über 90 Milliarden Euro.
Für den Fall, dass Russland für Kriegsschäden keine Entschädigung leistet, sollen in der EU eingefrorene russische Vermögenswerte für die Rückzahlung herangezogen werden. Die eingefrorenen russischen Staatsguthaben in der EU im Umfang von rund 210 Milliarden Euro würden deshalb einsweilen immobilisiert bleiben, sagten sowohl Merz als auch EU-Ratspräsident António Costa.
Mehr zur Einigung lesen Sie hier:
Tote und Verletzte bei Angriff auf Odessa
Nach Angaben des Gouverneurs der ukrainischen Region Odessa ist bei einem russischen Drohnenangriff eine Frau getötet worden. Sie habe in ihrem Auto eine Brücke südwestlich der Stadt Odessa überquert. Ihre drei Kinder seien bei dem Vorfall verletzt worden, schrieb er auf Telegram.
In der Stadt Odessa selbst hat ein russischer Angriff nach Angaben des Leiters der dortigen Militärverwaltung, Serhij Lyssak, die Infrastruktur getroffen. Strom, Wasser und Heizung seien ausgefallen. Die ukrainische Grenzschutzbehörde teilte mit, russische Angriffe hätten den Verkehr auf der Strecke zwischen Odessa und dem Donauhafen Reni zum Erliegen gebracht. Auch Grenzübergänge nach Moldau seien betroffen.

Laschet fordert eigenständige Gespräche zwischen EU und Russland
Armin Laschet (CDU) hat die Europäische Union zu mehr Eigeninitiative in den Verhandlungen um ein Ende des Krieges aufgerufen. Die Europäer hätten am vergangenen Wochenende in Berlin mit "viel Mühe und großer diplomatischer Leistung" einen Plan für ein Ende des Krieges erarbeitet, zu dem die USA "am Ende irgendwie auch Ja gesagt haben", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag im ZDF. "Was fehlt ist, dass wir das jetzt gegenüber Russland erklären.“ Dies solle man nicht den US-Unterhändlern Jared Kushner und Steve Witkoff überlassen.

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